Tierische Anekdoten aus dem Ökogarten Peine (Frau Gube erinnert sich)
Horst, die Königspython
Horst ist eine Königspython und weiblich. Komisch ist das gar nicht, denn die Geschlechter der Schlangen sind nicht so einfach zu bestimmen. Horst bekamen wir von einem netten Herren, der wusste, dass wir unseren Tieren ein gutes Leben ermöglichen.
Horst ist vor langer Zeit direkt aus Afrika, als Mitbringsel eines Seefahrers nach Deutschland gekommen. Dieser Mann musste aber wieder auf das Schiff zurück und konnte sich um Horst nicht weiter kümmern. So wurde er an die Familie seines Bruders weitergegeben. Schlangenhaltung war vor Jahren nicht üblich und kaum jemand hatte Erfahrung mit diesen Tieren. So lebte Horst jahrelang im umgebauten Barfach eines Wohnzimmerschrankes. Er wurde nur bestaunt und ins Familienleben kurz integriert, wenn ein Kindergeburtstag anstand und man Horst bestaunen wollte.
Die Kinder wurden groß, die Hausfrau mochte keine Schlangen und so wurde Horst schweren Herzens bei uns abgegeben. Pythons aber sind Gewohnheitstiere. Veränderungen mögen und akzeptieren sie nur schwer. Im Ökogarten bekam Horst ein schlangengerechtes Terrarium, versteckte sich dort permanent in einer Baumröhre und verweigerte jede Art von Futter. Was haben wir nicht alles probiert: kleine Mäuse, tot oder lebend, Hamster und Ratten, aber er mochte nichts.
Nach einem Jahr Futterverweigerung kam vom Spezialisten Tierarzt der Vorschlag der Zwangsfütterung…aber das lehnen wir ab. Wenn ein nachweislich gesundes Tier nicht frisst, müssen wir einen anderen Ausweg finden. Beim Vorbesitzer hatte er tote Ratten gefressen, aber bei uns nicht!!! Also versuchte ich es, ihm unterschiedlich große und unterschiedlich gefärbte Ratten anzubieten. Eine schwarzweiße, mittelgroße, tote, noch warm aufgetaute Ratte umkreiste er dann zwei Tage mit Züngeln und Betrachten, um sie dann, in einer dunklen Nacht zu verschlingen.
Inzwischen nimmt Horst, der Tierarzt stelle damals fest, dass er weiblich ist, bevorzugt schwarzweiße Ratten mittlerer Größe. Er fordert sie regelrecht ein. Klopft an der Scheibe des Terrariums, wenn er mich sieht und Hunger verspürt. Meine ich, er müsste mal wieder fressen, bleibt das Futtertier unbeachtet liegen. Er, das heißt SIE entscheidet…
Seit einem halben Jahr ist unser Horst zur Badeschlange geworden. Er liegt den ganzen Tag in seiner Wanne. Wenn morgens die Versorgung der Tiere in seinem Raum beginnt, kriecht er behäbig aus dem Bad, wartet bis frisches, warmes Wasser eingefüllt wurde und begibt sich wieder unter Wasser. Manchmal schauen nur noch die Nasenlöcher an die Luft und ich dachte schon einige Male, dass er jetzt ertrunken sei. Neulich lag er mit dem vorderen Körper im Wasser, der Rest lang außerhalb der Wanne. Da sie aber ca. 15cm hoch ist, machte es den Eindruck, als sei der Körper rechtwinklig abgeknickt…so turn unser Horst mit seinen inzwischen 32 Jahren und hält uns auf Trab.
Fressen nach Anforderung und problemlose Häutung zeigen uns, dass es ihr immer noch gut geht. Nach wie vor lässt sie sich gern auf dem Schoß wärmen, anfassen und befühlen. Sie genießt die Körperwärme der Menschen und ist regelmäßig eine Attraktion, wenn wir sie zwischendurch aus ihrem „zu Hause“ hervorholen.